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Akzent und Kolon. Zu einer prosodisch-metrischen Analyse der olympischen Strophen und Antistrophen Pindars
Steinrück, Martin
2015
Abstract
Stephen und Devines Buch Greek Prosody hat in der Schweiz und in Frankreich eine
Forschergruppe auf den Plan gerufen, welche über den griechischen musikalischen Akzent
arbeitet. In diesem Kontext versuche ich eine Arbeitshypothese zu verwenden, nach
welcher Haupt- und Nebenakzente nicht einfach als Hoch- und Tie öne zu verstehen
sind, sondern als Gesamtkonturlinie (ähnlich den chinesischen Tönen) und dass diese
in Interaktion mit der Metrik (der Olympien Pindars) stehen: Die schräge Aufwärtsbewegung
(kein direkter Tonwechsel) auf einer Zeiteinheit geht bei den von graphischen
Akzenten abgesicherten Hauptakzenten in eine meist längere (ein oder zwei Zeiteinheiten
nach Allens Regel) Abwärtsbewegung über, aber Aristoxenos und Aristoteles legen
es nahe, auch eine „mese“ nach denselben (den Enkliseregeln ähnelnden) Prinzipien
zwischen den Hauptakzenten zu postulieren, eine Art Akzentsandhi. Die daraus resultierende
stete Auf- und Abmelodie scheint weniger mit der Opposition von langen und
kurzen Silben zu interagieren als mit den grösseren metrischen Einheiten, den Metra
und Kola. Wenn man diese nach Boegkhs und Irigoins Regeln aus der metrischen Kette
gewinnt, dann zeichnet sich eine Tendenz der Kola in lexikalischer Synaphie ab, sich
voneinander abzusetzen, indem der Gravis auf die letzte More des ersten Kolons und
der Akut auf die erste More des folgenden Kolons fällt. Metra unter sich oder in Verbindung
mit Kola werden umgekehrt eher durch eine Akzentbrücke verbunden. Kola
in pausa verwenden beide Akzent!guren, vielleicht je nach Bedarf, um die Hierarchie
einer Periode zu scha"en. Selbst wenn mehrere Parameter Sache der Interpretation bleiben,
ist die wiederkehrende Struktur doch ein Argument für die Interaktion zwischen Metrum, Akzent und vielleicht Musik.
Stephen’s and Devine’s book on Greek Prosody has triggered a whole movement of researchers
in France and Switzerland working on musical accent. Within this group I try
to apply a working hypothesis on how primary and secondary accents, not simply defined
by higher and lower tunes, but close to Chinese contour moves, interact with Pindaric metrics
(the Olympians): e oblique up-move (rather than an up-beat) followed by a longer
down-slope according to Allen’s morae-rules can be based on graphic accent, but Aristoxenos
and his teacher suggest as well a secondary „mese“-move (not unlike the enclitics) between
the primary ones (an accentual sandhi). is steady up and down-!ow seems to be „in tune“
less with the opposition of short and long syllables, than with bigger units such as metron
and colon. If we analyze the metrical !ow with Boegkh’s and Irigoin’s rules, there is a tendency
for cola in lexical synaphy to be separated by down-slope (gravis) at the end of the first
colon and up-move (acute) at the beginning of the second one. Metra between them or cola
and metra seem to seek the inverse, an accentual bridge, whereas pausa uses both, perhaps in
order to create a period-coherence. Even if several parameters are subject to interpretation,
the recurring pattern suggests an interaction between metrics, accent, and maybe melody.
Series
Incontri di Filologia Classica
13
Publisher
EUT Edizioni Università di Trieste
Source
Martin Steinrück, "Akzent und Kolon. Zu einer prosodisch-metrischen Analyse der olympischen Strophen und Antistrophen Pindars”, in: Incontri di Filologia Classica, XIII (2013-2014), pp. 237-310
Languages
de
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